Neoklassik

Neoklassik
Neoklassik,
 
neoklassische Wirtschaftstheorie, Bezeichnung für eine Richtung der Volkswirtschaftslehre, beginnend mit der Grenznutzenschule (W. S. Jevons, C. Menger, L. Walras, A. Marshall, V. Pareto), die Gedanken der klassischen Nationalökonomie fortentwickelte. Von dieser unterscheidet sie sich in der Fragestellung: Statt der Ursachen von Produktionshöhe und Kapitalakkumulation werden nun die Bestimmungsgründe der Nachfrage und der Tausch- beziehungsweise Preisverhältnisse erforscht. Damit verbunden ist inhaltlich der Übergang von der objektiven Wertlehre (der Wert der Waren bemisst sich nach den Produktionskosten) zur subjektiven Wertlehre, der zufolge der Wert einer Ware von den subjektiven Bedürfnissen der Nachfrager abhängt. Methodisch gesehen ist die Neoklassik eine statische Theorie, die für gegebene Bestände an Arbeit und Sachkapital, gegebene Präferenzen der Nachfrager und gegebene Produktionstechnik mithilfe der Analyse kleiner Veränderungen (Grenzbetrachtung, Marginalanalyse) ermittelt, wie die Produktionsfaktoren so auf die Produktion der verschiedenen Güter aufgeteilt werden können, dass die Bedürfnisse der Nachfrager möglichst gut befriedigt werden (Allokationsproblem). Für diese Lösung wird angenommen, dass die einzelnen Produzenten und Konsumenten unabhängig voneinander (also in unbeschränkter Konkurrenz) ihre Entscheidungen so treffen, dass ihr individueller Gewinn beziehungsweise Nutzen maximiert wird (eigennütziges, rationales Handeln). Auf jedem einzelnen Markt sorgen unbeschränkt flexibel schwankende Preise dafür, dass Angebot und Nachfrage übereinstimmen (stabiles Gleichgewicht auf allen Märkten). Nicht berücksichtigt werden dabei (außer rein formal im Modell des allgemeinen Gleichgewichts) die Rückwirkungen der Preishöhe auf einem Markt auf die Nachfrage auf anderen Märkten (wichtig v. a. für den Zusammenhang zwischen Lohnhöhe und Konsumgüternachfrage). Alle Individuen sind Nachfrager und Bezieher von Faktoreinkommen, wobei der Unternehmergewinn durch die vollständige Konkurrenz »gegen null« gedrückt werde. Eine ausreichende Gesamtnachfrage kann wie beim sayschen Theorem gesamtwirtschaftlich keine untersuchungsbedürftigen Fragen aufwerfen. Wie bei den Klassikern ist Geld nur Tauschmittel. - Im Laufe der Zeit sind im Rahmen der Neoklassik auch Verteilungs-, Wachstums- und Konjunkturtheorien entwickelt worden. Die Gegenposition zur Neoklassik liefert die Wirtschaftstheorie von J. M. Keynes und des Keynesianismus. Die Verbindung von Elementen der Neoklassik (u. a. Produktionsfunktion, Preisflexibilität) mit der keynesianischen Nachfrageanalyse wird als neoklassische Synthese bezeichnet.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Neoklassik — Der Begriff Neoklassik kann für folgende Dinge stehen: die Neoklassische Theorie, ein Teilgebiet der Volkswirtschaftslehre die Neoklassische Musik, eine in den 1980er Jahren entstandene Musikform aus dem Dark Wave Umfeld Siehe auch:… …   Deutsch Wikipedia

  • Neoklassik — neoklassische Theorie. 1. Charakterisierung: Weiterentwicklung der ⇡ klassischen Lehre. Die N. folgt dem Gleichgewichtsansatz der Klassik. Die bedeutendsten Veränderungen gegenüber der Klassik liegen im Übergang von der objektiven zur subjektiven …   Lexikon der Economics

  • Liste der Neoklassik-Bands — Diese Liste bietet einen Überblick über die bekanntesten Neoklassik Formationen international. Band Album VÖ Herkunft   Amygdala   Memento Mori 1997   Germany …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Neoklassik-Bands — Diese Liste bietet einen Überblick über die bekanntesten Neoklassik Formationen international. Band Album VÖ Herkunft   Amygdala   Memento Mori 1997   Deutschland …   Deutsch Wikipedia

  • neoklassische Theorie — ⇡ Neoklassik …   Lexikon der Economics

  • Neoklassische Theorie — Dieser Artikel wurde aufgrund inhaltlicher und/oder formaler Mängel auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Wirtschaft eingetragen. Du kannst helfen, indem Du die dort genannten Mängel beseitigst oder Dich an der Diskussion beteiligst. Unter …   Deutsch Wikipedia

  • Neoklassische Makroökonomik — Unter Neoklassik versteht man in der Wirtschaftswissenschaft eine Familie von Theorien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Ausgang nahmen und die durch Adam Smith begründete klassische Nationalökonomie (wichtigste Autoren neben… …   Deutsch Wikipedia

  • Neoklassische Ökonomie — Unter Neoklassik versteht man in der Wirtschaftswissenschaft eine Familie von Theorien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Ausgang nahmen und die durch Adam Smith begründete klassische Nationalökonomie (wichtigste Autoren neben… …   Deutsch Wikipedia

  • Neoklassisches Modell — Unter Neoklassik versteht man in der Wirtschaftswissenschaft eine Familie von Theorien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Ausgang nahmen und die durch Adam Smith begründete klassische Nationalökonomie (wichtigste Autoren neben… …   Deutsch Wikipedia

  • Neoklassizismus (Wirtschaft) — Unter Neoklassik versteht man in der Wirtschaftswissenschaft eine Familie von Theorien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Ausgang nahmen und die durch Adam Smith begründete klassische Nationalökonomie (wichtigste Autoren neben… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”